Daniel Preis, Tenor

You can Händel it! – Die richtige Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule

Der Blog-Artikel "You can Händel it!" handelt von der Vorbereitung auf ein Gesangsstudium, insbesondere auf die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule. 
Meister hinter Glas: Herstellungsprozess des Notenamuletts Du liest You can Händel it! – Die richtige Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule 6 Minuten

von Daniel Preis, Tenor

You can HÄNDEL it! 
Ein cooler Spruch, der auf meinem T-Shirt steht. Er lässt sich gut auf das übertragen, worüber ich in diesem Beitrag schreiben möchte. Es soll um die Aufnahmeprüfung an Musikhochschulen gehen, speziell im Fach Gesang.

Daniel Preis: You can handle it

Mein Name ist Daniel Preis, meine Stimmlage ist Tenor und im Sommer 2020 habe ich mein Masterstudium Operngesang an der HMTM Hannover abgeschlossen. Ihr könnt das auch!
Wenn ich mich an die vergangenen Jahre erinnere, muss ich zugeben, dass ich nach meinem Abitur eher ratlos war. Mit heutigem Wissen, würde ich ein Gap-Year einlegen, um mir bewusst zu werden was ich wirklich will. Damals begann ich direkt mit einem Studium in Deutsch und Geschichte auf Lehramt, allerdings vorwiegend motiviert von meinen Eltern und der Aussicht auf Urlaub, Geld und Beamtendasein. Relativ schnell wurde mir nach den ersten Semestern allerdings klar, dass dieses Studium nicht zu hundert Prozent zu mir passt.

Ich singe gerne, seit ich denken kann, und hatte immer den Drang, auf der Bühne zu stehen. In unserem Dorfchor durfte ich Solopassagen übernehmen und damit regional schon viele Erfahrungen sammeln. Klavierstunden erhielt ich mit Beginn der 1. Schulklasse, später kam klassischer Gesangsunterricht dazu. Da ich während meiner Schulzeit eher dürftigen Musikunterricht erhalten habe, fehlte mir die Basis in Gehörbildung, Musikgeschichte und Theorie.
Deshalb wäre mein erster Tipp, dich schon früh mit Musiktheorie auseinanderzusetzen. Wenn man mit Gesangs- oder Instrumentalunterricht beginnt, ist es sicher ratsam, sich gleichzeitig mit Rhythmuslehre oder Gehörbildung auseinanderzusetzen. Ich bin mir sicher, dass ich diese Dinge als Kind hätte spielend lernen können.
Also sind gute Kenntnisse im Fach Klavier oder anderen Instrumenten von Vorteil, aber auch kein Ausschlusskriterium, wenn du eine tolle, entwicklungsfähige Stimme hast.

Sehr hilfreich waren für mich in dieser Zeit Personen, die Musik studiert hatten und bereits im Beruf tätig waren. So hatte ich Kontakt mit dem ehemaligen Musikschulleiter in Donaueschingen, aber auch mit Sängern, die schon eine Bühnenkarriere gestartet hatten, in einem Berufschor sangen oder an einer Musikschule unterrichteten. Diese in den verschiedensten Bereichen tätigen Musiker konnten mir viel über das Studium erzählen, aber auch, was es bedeutet, Sänger zu sein. Es war wichtig für mich, von Anfang an zu wissen, worauf ich mich einlasse. Selbst wenn es wunderbar ist, auf der Bühne zu stehen und seiner Leidenschaft nachzugehen, ist es genauso wichtig zu wissen, welche negative Seiten dieser Job mit sich bringen kann. Es ist also sehr wichtig, sich vor einem Gesangsstudium genau darüber zu informieren, wie der künftige Job ablaufen wird, wie die Berufsaussichten sind, und auch Dinge wie Gehalt, Verdienstmöglichkeiten, Altersvorsorge, Familiengründung etc. in der Entscheidungsfindung nicht außen vor zu lassen.

Grundsätzlich, und ich rede nun von der Vorbereitungszeit auf das Studium, ist es wichtig, einen Lehrer zu haben, dem man vertraut und mit dem man sich gut weiterentwickelt.
Zusätzlich von Vorteil ist es, wenn dieser Lehrer gut vernetzt ist und Professoren an verschiedenen Hochschulen kennt. Das macht es einfacher, mit Lehrern an der Hochschule in Kontakt zu treten. Sollte dies nicht der Fall sein, gilt es, dich selbst zu informieren und die Personen einfach per Mail anzuschreiben. Am besten schickst du deinen musikalischen Lebenslauf, ein Foto und gerne auch eine Repertoireliste mit. Ziel ist es, zu einem informativen Vorsingen bei dem/der Professor_in deiner Wahl eingeladen zu werden. Man kann des Weiteren öffentliche Konzerte an den Hochschulen besuchen und sich so ein Bild von den verschiedenen Gesangsstudenten einer Gesangsklasse machen.
Aktuell werden zum Teil sogar Klassenabende einzelner Professoren gestreamt. So hat man auch online die gleiche Chance.

Ich würde auch dazu raten, ein angemessenes Programm einzustudieren. Man sollte sich bei den Stücken wohlfühlen und wissen, dass man seine stimmlichen Vorzüge gut zur Geltung bringen kann. Nichts ist wichtiger als der erste Eindruck. Es ist wie schon erwähnt sicherlich ein Vorteil, wenn man vor dem offiziellen Vorsingen an einer Hochschule (Aufnahmeprüfung) schon Kontakt zu einem/einer Professor_in hat.


Außerdem habe ich 3 verschiedenen Lehrenden der Hochschule für Musik Theater und Medien in Hannover die Frage gestellt, welche Tipps sie jungen Menschen an die Hand geben würden, die sich auf eine Aufnahmeprüfung vorbereiten und den Wunsch haben, Sänger zu werden. Worauf kommt es also für sie an?

Prof. Dr. Peter Anton Ling:

  • Singen Sie vergleichbares Repertoire.
  • Bretzeln Sie sich nicht unnötig auf!
  • Singen Sie bereits auf gutem technischem Niveau.
  • Verstellen Sie sich auf keinen Fall.
  • Versuchen Sie die Jury zu mögen.
  • Nehmen Sie neben Gesangsunterricht auch Schauspielunterricht.
  • Singen Sie besonders in technischer Richtung bereits gut (Legato, Koloratur, Dramatik).

Für ihn ist es besonders wichtig, dass man sich im Vorfeld bei einem, evtl. zwei verschiedenen Professoren vorstellt.


Prof. Marina Sandel:

  • Der Schwierigkeitsgrad der gewählten Stücke sollte angemessen sein. Nicht zu schwer, nicht die Hits des Opernrepertoires und nicht über Fach singen!
  • Alleinstellungsmerkmal: Was kann ich besonders gut? (Koloratur, Höhe, große Stimme etc. - das dann auch im Repertoire zeigen)
  • Bühnenauftritt üben! Bereit sein für den Dialog mit der Kommission und dabei auch die eigene Sprechstimme beachten.
  • Vor der Aufnahmeprüfung Kontakt zu interessanten Professoren aufnehmen und sich vorstellen.
  • Lieber eine Übernachtung vor Ort einplanen und dafür bei der Prüfung ausgeruht und fit sein.
  • Eventuell einen eigenen Begleiter mitbringen. 


Prof. Dr. habil. Marek Rzepka:

  • Zuerst sollte man versuchen zu erfahren ob man überhaupt für ein Gesangsstudium geeignet ist: Stimme, Musikalität, Szenische Begabung und Wille, Theorie Verständnis, Klavierspielen.
  • Kontakt zu einem Professor suchen, der sich im besten Fall an der Vorbereitung für das Studium beteiligt. (Für ihn ist dieser Punkt sehr wichtig. Er möchte den Kandidaten unbedingt kennenlernen um seiner Persönlichkeit zu begegnen und festzustellen ob er lernfähig, fleißig und zielstrebig ist.) Für den Kandidaten gibt es Sicherheit, seinen (Wunsch-)Professor_in gefunden zu haben. Seiner Meinung nach ist es wichtig seinem Wunschprofessor_in zu folgen und keinen anderen Kriterien.
  • Das Alter eines Kandidaten ist zwar nicht begrenzt, ist allerdings bei der Auswahl ein Faktor!
  • Für Ausländer spielen Deutschkenntnisse eine wichtige Rolle! (Level B2 für Bachelor Kandidaten)
  • Die Fitness eines Kandidaten ist wichtig!
  • Meisterkurse im Vorfeld bei dem/der Wunschprofessor_in können bestimmt nicht schaden!


Ich danke den Lehrenden für die offenen und ehrlichen Worte. Ich denke, dass es sehr hilfreich ist, zu wissen, worauf es aus ihrer Sicht ankommt.
Sicher ist auch gut, wenn man authentisch bleibt, sich nicht verstellt und versucht, sein Bestes zu geben. Niederlagen und Selbstzweifel können Wegbegleiter sein, von denen man sich nicht unterkriegen lassen darf. Was einer Person gar nicht gefällt, kann genau das sein, was eine andere sucht. In diesem Beruf gilt es, sich immer weiter zu entwickeln, man ist ständiger Konkurrenz ausgesetzt und man wird definitiv Krisen in den verschiedensten Formen durchlaufen.
Lasst Euch also nicht unterkriegen, glaubt an euch und verliert nie den Spaß an der ganzen Sache!

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