von lulika - Lucia Ruf ("lu") und Angelika Hilbmann ("lika")
Ideen für ein Lied kommen und gehen im Alltag. Bei uns geschieht dies in den meisten Fällen über die Kinder oder Situationen, die wir gerade erlebt haben. Plötzlich erwischst du dich beim spontanen Singen einer Melodie oder du siehst etwas, das eine Idee für einen Liedtext liefert. Ideen haben wir viele, die Frage ist nur, was wir damit machen.
Wir – das sind übrigens Lucia und Angelika oder auch “lulika”. Wir lieben die Musik und die Arbeit mit Kindern. Beim Singen mit Kindern sind unsere eigenen Lieder entstanden, die wir nun selbst produzieren und unter dem Namen “lulika” veröffentlichen.
lulika (links: Angelika Hilbmann, rechts: Lucia Ruf)
Ob man beim Schreiben von Kinderliedern erst mit dem Text beginnt oder mit der Melodie, spielt keine Rolle. Aus einem Text, zum Beispiel einem Gedicht, kann ein Kinderlied werden und aus einer schönen Melodie (ohne Text) auch!
In vier Schritten zeigen wir euch, wie man ein Kinderlied selbst schreiben kann. Dabei nehmen wir euch mit in die Entstehungsgeschichten unserer eigenen Lieder. Zum Schluss skizzieren wir euch noch den Weg zur ersten Tonaufnahme.
4 Schritte, um ein Kinderlied zu schreiben
1. Der Anfang - Idee oder Thema
Wir haben schon zu Beginn erzählt, wie bei uns Ideen entstehen. Bleibt diese kleine Idee einer Melodie oder eines Textes oder beides zusammen in unserem Kopf verankert, so beschäftigen wir uns intensiver mit dem Thema. Danach gilt es das Lied auszubauen und in eine Form zu bringen.
Aber was ist, wenn man gar keine Idee hat?
Die lässt sich trotzdem finden! Man kann Kinder fragen, zu welchem Thema sie sich etwas wünschen oder sich mal umsehen und umhören, worüber man ein Lied schreiben könnte. Die Idee kann auch sein, ein Tanzlied, Lernlied oder ein Lied über bestimmte Werte zu schreiben.
Ich, Angelika, habe mal ein Kind gefragt, über welches Tier es gerne ein Lied hätte. Der Wunsch war „Panda“. Über den Reim „Samba“ hatte ich schon zwei zu verknüpfende Themen. Als nächstes habe ich mir Informationen durch Brainstorming und Recherche verschafft. Schnell kam die Idee diesen Widerspruch des asiatischen Pandas und des südamerikanischen Sambas in ein „Gegensatz-Lied“ zu verpacken.
Über Brainstorming und Recherche können so einige Lieder entstehen.
Übrigens: Hier findet ihr das Lied "Der Panda Samba", damals noch nicht unter lulika, sondern unter Angelika Hilbmann als Einzelkünstlerlied veröffentlicht. Alle im Text aufgeführten Lied-Beispiele können übrigens angeklickt werden und führen euch direkt auf unsere Youtube-Videos.
2. Der Text
Eine wichtige Grundlage für das Schreiben eines Kinderliedes ist natürlich der Text.
Recherche:
Haben wir eine Idee oder einen Text beginnt die Recherche. Wir befassen uns intensiver mit dem Thema und suchen dazu im Internet oder in Büchern nach brauchbaren Informationen, die wir gut in ein Lied für Kinder verpacken können.
Das Lied „Fledermäuse flattern nachts“ ist zum Beispiel im Urlaub entstanden, als die Fledermäuse über den Campingplatz geflogen sind und Lucia’s Sohn verraten hat, dass er für die Schule ein Referat über Fledermäuse erstellt hat. Die gesammelten Informationen von ihrem Sohn, konnte Lucia sofort zu einem Liedtext verwandeln.
Inhalt, Wortwahl und Wortanzahl:
Der Inhalt sollte kindgerecht sein und liefert bestenfalls ein Thema, das Kinder interessiert oder mit dem sie sich identifizieren können. Viele Inhalte bekommen wir sogar schon von Kindern geliefert.
Die Wortwahl und Wortanzahl können dabei an das Alter der Kinder angepasst werden. Kinder unter 3 Jahren haben einen geringeren Wortschatz als ältere Kinder. Das bezieht sich auf das Verstehen von Wörtern, aber auch auf das Artikulieren (sie können allerdings deutlich mehr Wörter verstehen als sprechen).
Wir haben einige Lieder über Tiere geschrieben. Dieses Thema interessiert Kinder, es ist offen wir für Fantasien und Spielereien und man kann es sehr gut mit weiteren Lernthemen verknüpfen (Jahreszeiten, Länder, etc.). Außerdem kommen in diesem Zusammenhang viele Wörter vor, die die Kinder entweder schon kennen oder, die ihren Wortschatz langsam erweitern.
„Ich will ne Biene sein“ behandelt die Krabbeltiere des Frühlings und ihre Fortbewegungsarten (fliegen, krabbeln, kriechen, schlurfen,…). Außerdem wird auch der Gegensatz klein-groß angesprochen und mit Bewegungen nachgeahmt.
Reime:
Besonders ansprechend für Kinder sind Texte, die sich reimen.
Dadurch tauchen immer wieder Wörter auf, die auch von 1-2-jährigen ausgesprochen werden können.
Wenn diese Wörter am Ende einer Zeile vorkommen, macht das für die kleineren Kinder besonders Spaß - nachdem sie die Zeile abgewartet haben - dieses eine Wort mitzusprechen oder mitzusingen.
In dem Lied „Kleiner Sonnenstrahl“ kommt am Ende jeder Zeile ein langer Ton mit der Endsilbe -al. Diese Silbe kann von Kindern schon früh artikuliert werden: „Sonnenstrahl“, „mal“, „genial“, „optimal“
Praxisbezug:
Ist der Text auch durch Bewegungen oder Tänze darstellbar, wird das Lied für Kinder noch interessanter und der Lerneffekt wird erhöht.
Wenn wir ein Lied schreiben, denken wir daran, wie es für Kinder umsetzbar sein könnte. Meistens entstehen schon beim Schreiben ganze Ideen für Tänze oder Bewegungen.
„Der Schatz“ ist entstanden, als wir nach einem spannenden Kreisspiel für Kinder gesucht haben. Erst war die Idee des Spieles da, dann haben wir es in ein Gedicht und zuletzt in ein Lied verwandelt. Der Liedtext erklärt gleichzeitig die Bewegungsabläufe und die Regeln des Spiels: „wandert gleich von Hand zu Hand“, „linse kurz hinein“, „bitte denk daran, ganz still und leis’ zu sein“
3. Die Melodie
Entweder hast du schon eine Melodie oder du erfindest nun eine zum Text.
Wenige Töne nutzen:
Einfache, eingängige Melodien, die sogar zum Ohrwurm werden können, kannst du mit einem einfachen Trick erzeugen. Singe das Lied „Alle meine Entchen“ auf eine Silbe (z.B. „la“) und somit hast du schon 6 Töne gesungen, die für ein Kinderlied völlig ausreichend sind. Verändere die Reihenfolge der Töne, passe den Rhythmus und den Text an, wiederhole Töne, probiere einfach aus. Nach einigen (vielen oder wenigen) Versuchen wird man vielleicht eine Melodie finden, die gut klingt und auch passend zum Text ist.
Kinderlieder bedienen sich an einem Umfang von 8 Tönen, also innerhalb einer Oktave. Meistens sogar nur 5 oder 6 Töne. Hinzukommen einfachen Harmonien (Akkorde). Daher hat man oft das Gefühl, Kinderlieder klingen ähnlich.
„Die Eidechse Alexa“ besteht aus 6 Tönen. Schaut man sich die Töne an, fällt auf, dass die gleichen 4 Töne wiederholt werden. Trotzdem (oder gerade deswegen) ist es ein absoluter Ohrwurm und möchte immer wieder gesungen werden.
Harmonien und Instrumente als Hilfe:
Als Hilfestellung kann man sich auch ein Harmonie-Instrument (Gitarre, Klavier, Akkordeon,..) zur Seite nehmen und ein paar Akkorde spielen, die gut klingen und dazu eine Melodie kreieren.
Dabei kann man sich an den drei Grundharmonien bedienen z.B. C-Dur, F-Dur und G-Dur.
4. Feedback einholen:
Oft ist es hilfreich sich Feedback von Dritten einzuholen. Andere Personen hören das Lied mit anderen Ohren.
Bevor unsere Lieder bereit für die Öffentlichkeit sind, sendet die jeweilige Komponistin (z.B. Lucia) eine Handyaufnahme des Liedes an Angelika und Stephen Janetzko (unseren Mentor). Das Feedback wird eingearbeitet und Schwups ist das Lied fertig.
„Die Eidechse Alexa“ war im ersten Versuch nur „Die Eidechse, Eidechse“.
Stephen hat eine - für das Lied maßgebliche - Idee gebracht: Die Eidechse braucht einen Namen mit ähnlichen Lauten. Und am Ende ist aus der Eidechse Alexa sogar das Maskottchen von lulika entstanden.
Aufschreiben:
Nun geht es daran, eine erste Version des Kinderliedes aufzuschreiben. Beim Aufschreiben fallen eventuell noch einige Dinge auf, z.B. rhythmische Verwirrungen oder ein Melodieverlauf, der für Kinder zu schwer zum Nachsingen ist.
So entsteht die Tonaufnahme - vom ersten bis zum letzten Schritt
Die fertigen Noten werden nun an Angelika für den Feinschliff weitergereicht. Sie spielt verschiedene Instrumente ein und erfindet weitere Motive von Melodien dazu.
Das Tempo
Mit dem Tempo kann man den Charakter des Liedes unterstreichen. Allerdings sollte es für die Kinder nicht zu schnell sein, sondern in einem Tempo, das nachsingbar ist und ggfs. zum Tanzen oder Bewegen einlädt.
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, das Tempo im Lied zu wechseln, indem es z.B. schneller wird. Dadurch wird das Singen und Tanzen herausfordernder, aber gerade das finden Kinder besonders lustig.
Aus Sicht des Arrangeurs ist es wichtig, dass das Tempo schnell gefunden ist, aber gleichzeitig mit Bedacht gewählt wird. Für den Arrangeur oder Produzenten ist es sehr ärgerlich, wenn die Instrumente eingespielt wurden und dann auffällt, dass das Tempo zu schnell oder zu langsam ist.
Das Arrangement
Das Arrangement ist die Interpretation des Liedes. Das heißt, mit Hilfe von musikalischen und technischen Gestaltungsmitteln entsteht aus einer Melodie und den Harmonien ein charakteristisches Lied und auch das Endprodukt, das z.B. im Radio oder eben auf einer Kinderlieder CD zu hören ist. Dabei werden verschiedene Instrumente und Melodiespiele verwendet.
Angelika, unsere Arrangeurin und Produzentin, erfindet dabei instrumentale Vorspiele, Zwischenspiele und Nachspiele.
„Die Fische“ haben erst zum Schluss noch einen charakteristischen Teil dazu bekommen. Das „lalala..“ sollte erst als Zwischenspiel dienen, hat sich dann aber als wirkungsvoller Refrain gezeigt.
Angelika überlegt dafür, welchen Charakter z.B. das Tier aus dem Lied hat und kombiniert es mit einem Instrument und einer neuen Melodie, die an diesen Charakter erinnern könnten.
So hat zum Beispiel „der Klapperstorch“ Klangstäbe und andere holzige Schlaginstrumente bekommen, „der Pinguin“ einen „Wah-wah“-Klang und die Hummel ("Ich will ne Biene sein“) ein Akkordeon, das uns an das Brummen der Hummel erinnert.
Manchmal springt sofort eine musikalische Vorstellung in den Kopf und das Arrangement ist innerhalb von 30 Minuten fertig. Zum Beispiel war das bei der „Eidechse Alexa“ so.
Andere Lieder brauchen viel Zeit und Geduld, bis gefunden wurde, was dazu passt. An manchen Liedern haben wir uns schon die Zähne ausgebissen, aber am Ende wurden es unsere Lieblingslieder.
Es kann auch vorkommen, dass wir beim Arrangement merken, dass es sich wie ein anderes Tier anhört und dazu noch ein Lied geschrieben wird oder auf ein schon bestehendes Lied angepasst wird. Unser Arrangement von „Der Klapperstorch“ hat sich am Ende doch als „Pinguin“ entpuppt und somit wurde „Der Pinguin hat heute schlechte Laune“ vor dem Klapperstorch fertig. Hier könnt ihr sehen, was letztendlich aus dem Klapperstorch geworden ist:
Der Gesang
Steht das Arrangement, wird darauf gesungen. Lucia ist dabei unsere Hauptstimme und bekommt eine zweite, dritte oder sogar vierte Stimme von Angelika als Begleitung dazu.
„Fledermäuse flattern nachts“ steigert sich in jedem Refrain mit einer weiteren Begleitstimme. Der letzte Refrain besteht aus einem 4-stimmigen tiefen Frauenchor. Das trägt dazu bei, dass der dämmerige Charakter des Liedes hervorgehoben wird und eine schläfrige Stimmung aufkommt.
Manchmal ist es auch so, dass das Arrangement noch nicht fertig ist, aber trotzdem schon der Gesang aufgenommen wird. Dann können Klänge, Melodien, weitere Instrumente und Geräusche um den Gesang herumgelegt werden.
Die gesamte Aufnahme bekommt nun noch einen letzten Schliff an Korrekturen und wird dann final abgemischt (Lautstärken werden angepasst und Effekte hinzugefügt, z.B. einen Hall auf die Stimme).
„Die Fische“ haben zu einem eher ‚spartanischen‘ Arrangement erst den Gesang bekommen. Nachdem Lucia die Melodie eingesungen hatte, wurden Wassergeräusche (blubbern), hektisches Fischschwimmen (synthetische Streicher) und stropheneigene Motive hinzugefügt.
Übrigens:
Bis das Lied und die Aufnahmen ganz fertig sind, werden so einige mp3-Dateien verschickt, angehört, kritisiert, sowie Zeilen hinzugefügt, rausgeschnitten und verbessert. Von dem ersten aufgenommenen Entwurf zur Aufnahme, die veröffentlicht wird, kann auch noch mal eine Woche vergehen.
Einige Lieder haben sogar verschiedene Arrangements verpasst bekommen, bis das endgültige Arrangement feststand und veröffentlicht wurde.
Abschluss:
Wichtig ist vor allem, sich zu trauen, das Kinderlied überhaupt zu veröffentlichen. Absolute Sicherheit, dass ein Arrangement gut ankommt, hat man nie. Das entscheiden am Ende nämlich nicht wir, sondern natürlich die Kinder ;-)
Wir hoffen, wir konnten euch ein paar gute Tipps geben und euch ermutigen, selbst tätig zu werden und ein Kinderlied zu schreiben. So lernt man ohnehin am meisten.
Solltet ihr Fragen oder Anregungen haben, schreibt diese in die Kommentare oder nehmt gerne auch direkt Kontakt mit uns auf (Info@lulika.de).
Wir würden uns außerdem sehr freuen, wenn ihr uns auf unseren Kanälen folgen würdet:
- Spotify
- i-tunes
- Unsere CD “lulika - Wir sind da!”
- Liederbuch zum Album “lulika - Wir sind da! Kinderlieder mit Lucia und Angelika”