Pflege eines Streichinstruments - DOs und DON’Ts

Pflege eines Streichinstruments - DOs und DON’Ts

Wie reinigt man ein Streichinstrument - und vor allem: wie nicht? Geigenbauerin Alexandra Körner geht in diesem Artikel auf die DOs und DON'Ts der Streichinstrument-Pflege ein und gibt wichtige Tipps, um Sie davor zu schützen, Ihr Instrument nachhaltig zu beschädigen.  

von Alexandra Körner, Geigenbauerin und Betriebswirtin

Viele Musiker möchten die Sauberkeit und den Glanz ihres Streichinstrumentes, nachdem sie es bei uns in der Geigenbau-Werkstatt Körner zur Restauration wieder abgeholt haben, so lange wie möglich erhalten. Daher werde ich häufig gefragt, was man tun könne, um dies zu erreichen. Sehr oft wird dann vom Musiker in den Raum geworfen, dass es ja Reinigungs– und Poliermittel gäbe, auch Mikrofasertücher sind ein fester Bestandteil dieser Unterhaltungen. In diesem Artikel möchte ich die wichtigsten DOs und DON’Ts der Streichinstrument-Pflege zusammenfassen und Sie insbesondere davor schützen, Ihr Instrument nachhaltig zu beschädigen.  

Die natürlichen Feinde des Streichinstruments: Schweiß, Speicheltropfen und Kolophonium

Violinen, Bratschen und Celli sind sehr filigrane und sensible Streichinstrumente, bei denen die Holzstärke in einigen Bereichen des Korpus nur wenige Millimeter beträgt und somit sehr empfindlich ist. Da insbesondere die antiken Streichinstrumente als Wertanlage gesehen werden, ist neben einem vorsichtigen Umgang auch eine regelmäßige Pflege für den genannten Werterhalt/Wertsteigerung Voraussetzung. Durch den Gebrauch eines Instrumentes ist es vielen Einwirkungen ausgesetzt, die (auch minimale) Beschädigungen hervorrufen können. Hierzu zählen: Kolophonium, Schweiß und Speicheltropfen.

Durch die Verwendung von Kolophonium für die Bogenhaare kann sich dieses auf dem empfindlichen Lack des Instruments ablagern. Bleibt das Kolophonium zu lange auf dem Instrument haften, kann dies den Lack beschädigen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Schweiß und Speichel. Durch den nahen Körperkontakt zum Instrument während des Spielens, gelangen sehr oft Schweiß- wie aber auch Speicheltropfen auf das Instrument. Auch in diesem Fall verursacht ein zu langes Verweilen dieser auf dem Instrumentenlack Schäden.

Doch wie kann man dies verhindern?

DOs:

Ich empfehle das Streichinstrument nach jeder Benutzung mit einem Tuch zu reinigen. Hierzu ist ein Tuch aus Baumwolle geeignet. Durch vorsichtiges Wischen können Staub und Speichel vom Instrument entfernt werden. Das Gleiche gilt für den Bogen, auch hier lagert sich der Kolophoniumstaub auf der Bogenstange ab. Daher sollte dieser ebenfalls nach jedem Spielen mit einem Baumwolltuch entfernt werden. Ein Baumwolltuch kann in der Waschmaschine gewaschen werden und somit öfter verwendet werden.

DON‘Ts:

Viele Musiker suchen unser Atelier auf, da der Glanz Ihres Instruments stumpf / blind geworden ist, sie sich dies jedoch nicht erklären können, da sie ihr Instrument nach jedem Gebrauch putzen.

Bestimmte Reinigungsmittel und –tücher hinterlassen bestimmte, wiedererkennbare Spuren, die es mir vereinfachen, dem Kunden den genauen Grund für die Veränderungen an seinem Instrument zu erklären.

Durch den hohen Härtegrad des Materials des Mikrofasertuchs entstehen beim Reiben auf empfindlichen oder weichen Oberflächen - wie der einer Geige - kleine Schleifspuren bzw. Kratzer. Die Folge: Der Lack wirkt stumpf / blind. Schmutzpartikel, die vom Tuch erfasst wurden und sich zwischen den Fasern befinden, können den Abriebeffekt sogar noch erhöhen.

Hier ein Beispiel dafür, wie eine Geige nach dem Reinigen mit einem Baumwolltuch (links) und mit einem Mikrofasertuch (rechts) aussieht. Man erkennt die typische, vom Mikrofasertuch herrührende „Verkrustung“ des Lackes im Bereich, der vom Kolophoniumstaub bedeckt und mit dem vermeintlichen Putztuch in den Lack hineingerieben wurde. Die Geige, die mit dem Baumwolltuch gereinigt wurde, erstrahlt dagegen noch in altem Glanz.

Ebenfalls können Reinigungs- und Poliermittel den Lack anlösen und weichmachen, was zu einer höheren Anfälligkeit für Beschädigungen führt. Somit können Staub und Schmutz sich leichter mit dem Lack verbinden und Speicheltropfen tiefer einsickern. Diese Beschädigungen im Nachhinein von einem Geigenbauer entfernen zu lassen, ist sehr aufwendig, da je nach Schweregrad nicht nur die alte Politur abgetragen, sondern auch der eingetrocknete Kolophoniumstaub aus dem Lack herausgeschliffen werden muss. Dies geht meist mit einem Lackverlust einher, was dazu führt, dass dann wieder neuer Lack aufgetragen werden muss.

Andere Reinigungsmittel können Silikonöle oder Wachse enthalten, auch dies kann Schäden am Lack verursachen. Da bei den meisten Reinigungsmitteln nicht detailliert beschrieben steht, welche Inhaltsstoffe jene enthalten, kann es nach Anwendung zu den oben genannten unschönen Überraschungen kommen.

Auch ist die Verwendung von Saitenreinigungsmittel gleichermaßen für den Lack schädlich. Tropfen, die auf die Decke kommen, können den Lack beschädigen. Des Weiteren können diese Reinigungsmittel auch die Saiten selbst angreifen und dafür sorgen, dass sie weniger lange haltbar sind.

Auf diesem Foto sieht man ein klassisches Beispiel eines Lackschadens durch ein handelsübliches Reinigungsmittel für die Saiten eines Streichinstrumentes.

Ein weiteres durchaus unterschätztes Problem besteht darin, dass die meisten Reinigungsmittel Öle enthalten können. Diese Öle können in offene Stellen des Instruments eindringen, beispielsweise in kleine Risse, die nicht mit Lack bedeckt sind oder in Leimfugen. Diese Holzpartien saugen sich dann mit dem Öl voll, wodurch eine spätere Reparatur fast unmöglich ist. Die benannten Bereiche lassen sich nach einer Ölbehandlung nicht mehr ohne weiteres leimen, da das Holz sich nun nicht mehr richtig mit dem Leim verbinden kann. Öl beeinflusst einerseits das Aussehen von Holz. Die blanke Holzstelle, die sich nun mit Öl aufgesogen hat, wird nach einer Retusche immer sichtbar sein, da sich nicht nur der Farbton des Holzes, sondern auch die natürliche Reflexion verändert hat. Ebenfalls beeinflusst Öl auch die Schwingungseigenschaften des Holzes, die so wichtig für die Klangerzeugung sind.

Fazit:

Mein persönlicher Ratschlag für alle Musiker und Instrumentenliebhaber, die ihr Instrument pflegen möchten:

Das Instrument einmal im Jahr zum Geigenbauer Ihres Vertrauens geben, um jenes dort professionell und lackschonend von innen, wie auch von außen reinigen lassen. Ansonsten: Weniger ist mehr - Um den Glanz und die Sauberkeit Ihres Instruments so lange wie möglich zu erhalten, nach jedem Gebrauch das Instrument und dessen Zubehör mit einem Tuch aus 100% Baumwolle reinigen. Mit diesem simplen Trick erhalten Sie die Sauberkeit, pflegen Ihr Instrument ohne es zu beschädigen und werden lange Freude an Aussehen und Klang haben.

Kontaktdaten:   

Alexandra Körner (Geigenbauerin / Betriebswirtin)

Weihergarten 11

55116 Mainz

Tel.: 06131 235699

Website: www.geigenbau-koerner.de

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